Aus Ölsäure wird Ölsäureethanolamid und Ihr werdet satt

Fett ist wichtig. Es dient nicht nur als Energielieferant. Manche Fette, wie zum Beispiel Ölsäure, werden zu Bausteinen für Zellmembranen oder Vorstufen von Hormonen oder Signalstoffen umgebaut. Oleoylethanolamid heißt das zauberhafte Molekül, das satt und glücklich macht.

Für den Stoffwechsel ist es ziemlich interessant und auch wichtig, zu wissen, ob und welches Fett gerade durch das Verdauungssystem wandert. Und deswegen gibt es dafür eigene Rezeptoren, die das genau überwachen.

Olivenöl enthält viel Ölsäure, die zu Ölsäureethanolamid umgesetzt werden kann

Fett in der Mundhöhle feuert das Essverhalten an. Es stimuliert das Belohnungszentrum und wir können nicht anders, wir müssen einfach fressen. Auf den Geschmacksknospen gibt es entsprechende Rezeptoren für Fett, die mit Neuronen verbunden sind, die die Anwesenheit von Fett in der Nahrung direkt ans Gehirn weiterleiten. Im Belohnungszentrum werden daraufhin Endocannabinoide freigesetzt.

Damit wir nicht platzen, müssen wir aber auch die Möglichkeit haben, der Sachen einen Riegel vorzuschieben. Das geschieht, weil die Nahrungsfette im Dünndarm ein starkes Sättigungsgefühl auslösen. Das Sättigungssignal wird durch die Hormone Cholecystokinin und Serotonin ausgelöst und über den Vagusnerv ans Gehirn übermittelt. Aber die beiden sind nicht allein. Eine weitere Klasse von Signalmolekülen spielt eine wichtige Rolle in dieser Kommunikation: Fettsäureethanolamide

Ölsäureethanolamid

Fettsäureethanolamide (FAEA) sind eine wichtige Klasse von Signalmolekülen und Ölsäureethanolamid scheint besonders wichtig zu sein. Es wird aus Ölsäure und Phosphatidylethanolamin, einem Bestandteil der Zellmembran gebildet. Das Ergebnis ist N-Acylphosphatidylethanolamin, oder kurz NAPE. Ein Phosphatidylethanolamin, das nun um eine Fettsäure reicher ist, die an der Aminogruppe des Moleküls hängt.

NAPE wird dann wieder gespalten, aber an einer anderen Stelle. Die Spaltung wird von einem Enzym, der NAPE-PLP (NAPE- Phospholipase) katalysiert. So wird vom Membranlipid ein Teil auf die Ölsäure übertragen und es entsteht das Signalmolekül Ölsäureetahanolamid oder kurz OEA. Das Signal bleibt so lange bestehen, bis das Molekül wieder gespalten wird. Dafür ist ein anderes Enzym verantwortlich, die Fettsäureamid Hydrolase oder FAAH.

Ölsäureethanolamid greift in die Genaktivität ein

Seit ihrer Entdeckung hat man herausgefunden, dass FAEAe über Transkriptionsfaktoren in die Genaktivität eingreifen und die Zusammensetzung der aktiven Proteine in der Zelle verändern.

Ölsäureethanolamid optimiert den Fettstoffwechsel

PPARs sind eine Gruppe solcher Transkriptionsfaktoren, die verschiedene Gruppen funktionell verwandter Gene regeln. FAEAs aktivieren PPAR-α und in seiner Familie ist er für den Fettstoffwechsel verantwortlich. Es wird vor allem in Geweben gebildet, die einen hohen Energiebedarf haben: Herz, Muskeln, Leber und braunes Fettgewebe. Außerdem in den Nieren und Nebennieren, dem Gefäßsystem und der Darmschleimhaut. Als Folge seiner Aktivität sinken die Triglyceride im Blut und der Gehalt an „bösem“ LDL, während das „gute“ HDL zunimmt. Sie wirken zudem entzündungshemmend und verbessern die Insulinresistenz. Und außerdem macht Ölsäureethanolamid satt, wie der Autor meines Übersichtsartikels festhält.

Das funktioniert so:

Wenn wir Fett essen, steigt die Produktion von FAEAs an. Das liegt zum einen daran, dass im Rahmen der ganz normalen Verdauung Fettsäuren aus Speisefetten freigesetzt werden. Also steht mehr Substrat zur Verfügung. Das Enzym, das die FAEAs freisetzt, wird aktiviert, das abbauende Enzym gehemmt. Schon steigt der Spiegel an FAEA an.

Das funktioniert nur, wenn wir Fett essen. Eiweiß, das ja auch sehr sättigend ist, oder Kohlenhydrate setzen diesen Mechanismus nicht in Gang. Klar – sie enthalten ja keine Fettsäuren. Aber auch nicht jede beliebige Fettsäure setzt diesen durchschlagenden Effekt frei. Ölsäure sollte es schon sein. Mit der gesättigten Palmitinsäure zum Beispiel funktioniert das nicht. Verschiedene Fettsäuren ergeben unterschiedlich gute FAEAs, aber das aus Ölsäure hat die stärkste Wirkung.

Aus Ölsäure entsteht Oleoylethanolamid (OEA). Und das hemmt – zumindest bei Ratten, die Nahrungsaufnahme für lange Zeit. Das Sättigungsgefühl wird durch die Bindung an PPAR-α ausgelöst. Die Signale werden letztendlich über den Vagusnerv ins Gehirn weitergeleitet. Und dort fördert es im Hypothalamus die Ausschüttung von Oxytocin, dem Kuschelhormon. Glücklich macht es also auch noch.

Wo steckt viel Ölsäure drin?

Avocados enthalten viel Ölsäure, die zu Ölsäureethanolamid umgesetzt werden kann

Das möchte man jetzt natürlich wissen. Ölsäure kommt tatsächlich in fast allen natürlichen Fetten vor, egal ob pflanzlich oder tierisch. Sie muss ja weit verbreitet sein, sonst würde sie als Signalmolekül keinen Sinn machen. Olivenöl ist unter den pflanzlichen Fetten wohl der Spitzenreiter mit bis zu 75 %. Auch Erdnuss- und Rapsöl enthalten viel davon. Dann kommt es noch reichlich in Avocados vor.

Auch Gänse- und Schweineschmalz sind reich an Ölsäure. Ist Schweineschmalz also so gesund wie Olivenöl? Das wollten Forscher wissen und verglichen die Effekte von Ölsäure auf die Gesundheit, die Olivenöl oder Schweineschmalz hervorrufen. Sie stellten fest, dass nur Ölsäure aus pflanzlichen Quellen diese positiven Effekte vermittelt. Da aber Ölsäure gleich Ölsäure ist, muss der Unterschied in den Begleitstoffen liegen.

Quellen:

Piomelli D. A fatty gut feeling. Trends Endocrinol Metab. 2013;24(7):332-341. doi:10.1016/j.tem.2013.03.001

Han L, Shen WJ, Bittner S, Kraemer FB, Azhar S. PPARs: regulators of metabolism and as therapeutic targets in cardiovascular disease. Part I: PPAR-α. Future Cardiol. 2017;13(3):259-278. doi:10.2217/fca-2016-0059

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