Autosuggestion, auf Deutsch „Selbstbeeinflussung“, ist ein Konzept, das seit jeher besteht und das der französische Apotheker Emile Coué zu Beginn des 20ten Jahrhunderts bekannt gemacht hat. Eigentlich hat er es auch entdeckt. Ihm fiel auf, dass seine Patienten viel schneller genasen, wenn er ihnen mitteilte, wie gut das von ihm verabreichte Medikament wirken würde, statt es einfach über die Theke zu geben. Und da hat er sich wohl so seine Gedanken dazu gemacht.
Das Bewusste und das Unbewusste
Er beschrieb zwei verschiedene intelligente „Wesenheiten“ in unserem Inneren: Das Bewusste und das Unbewusste. Das Bewusste nehmen wir als unseren Verstand wahr und schreiben ihm fälschlicherweise alle Entscheidungsgewalt zu. Das Unbewusste nehmen wir meist gar nicht wahr, und doch ist es die Instanz, die alles regelt und dabei dem folgt, was sie für ihre Weisungen hält.
Das ist ein Punkt, der klar hervorgehoben werden muss. Das Unbewusste trifft die Entscheidungen. Der Verstand ist nur eine Art Frühstücksdirektor, der nachträglich die Entscheidungen rechtfertigt, an denen er gar nicht beteiligt war. Es gibt Studien, die im Gehirn Aktivität zeigen, deutlich bevor eine Entscheidung fällt. Da kann man das Unbewusste in Aktion sehen.
Autosuggestion ist immer aktiv
Es ist gar keine Frage, ob wir Autosuggestion anwenden wollen oder nicht. Das Unbewusste ist ständig in Aktion und setzt seine Instruktionen um. Wir können es nicht abstellen. Aber wir können es lenken, damit es positive Kräfte in Gang setzt. Emile Coué beschreibt das Unbewusste als wildes Pferd, auf dessen Rücken wir den Gewalten hilflos ausgeliefert sind – es sei denn, wir lernen, es zu reiten.
Vorstellungskraft und Wille
Da gibt es den Willen und die Vorstellungskraft. Coué meint, wenn beide nicht übereinstimmen siegt immer die Vorstellungskraft über den Willen. Da kann der Wille stark sein, wie er will. Natürlich wollen wir nicht gegen den Laternenpfahl rennen. Aber wir stellen es uns in unserer Panik deutlich vor, sehen es vor dem inneren Auge. Das Unbewusste merkt das sofort und hilft uns freundlicherweise kurz aus. Schon kleben wir am Pfahl. Gern geschehen.
Sehr gut ist es allerdings, meint Coué, wenn Vorstellungskraft und Willen übereinstimmen. Wenn sie an einem Strang ziehen und das auch noch am selben Ende. Dann potenziert sich die Kraft der beiden und der Erfolg ist um so größer.
Glaubenssätze und Affirmationen
Autosuggestion basiert auf der Vorstellung, dass das Unbewusste stark von unseren Gedanken beeinflusst wird, die wir bewusst oder unbewusst wiederholen. Das Unterbewusstsein ist wie eine Art fruchtbarer Boden, in dem Gedanken, Überzeugungen und Emotionen wie Samen gepflanzt werden. Diese Samen können entweder positive oder negative Auswirkungen auf unser Leben haben – abhängig von ihrer Natur.
Es handelt sich hier um sogenannte Glaubenssätze, die sehr hartnäckig und tief verwurzelt in unserem Unbewussten herumgeistern können. Sie können durch bewusst eingesetzte Affirmationen überschreiben werden. Affirmationen sind die Glaubenssätze von morgen. Es ist aber nicht immer einfach, das Unbewusste umzuprogrammieren. Schließlich hat es viel Verantwortung und kann nicht jeden Tag neue Prinzipien verfolgen. Hier höhlt steter Tropfen den Stein. Die Affirmationen müssen über einen längeren Zeitraum regelmäßig angewendet werden. Und es ist auch wichtig, in welcher Form sie uns erreichen. Am besten so, dass es das Bewusste nicht mitkriegt.
Realität und Vorstellung
Coué und andere Pioniere der Autosuggestion glaubten, dass das Unterbewusstsein keine Unterscheidung zwischen Realität und Vorstellung trifft. Es nimmt alles auf, was wir ihm zuführen, und verarbeitet es als Wahrheit. Diese Erkenntnis bildet die Grundlage dafür, dass Affirmationen und wiederholte Gedanken langfristig unsere Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen formen können.
Ein Beispiel: Wenn eine Person regelmäßig denkt oder sagt: „Ich bin schlecht in Mathematik, aber Englisch kann ich“, verfestigt sich dieser Gedanke im Unterbewusstsein, was möglicherweise zu einem tatsächlichen Versagen in mathematischen Aufgaben und guten Englischnoten führt. Die bewusste Wiederholung von positiven Aussagen wie „Mathematik kann ich“ sich im Unbewussten verfangen. Das sorgt dann dafür, dass die Leistung sich verbessert, das ist ja sein Auftrag.
Das Unterbewusstsein ist für viele unserer Entscheidungen und Verhaltensweisen verantwortlich, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Es verarbeitet Informationen, beeinflusst unsere Emotionen und prägt unsere Überzeugungen. Hier kommt die Autosuggestion ins Spiel: Sie wirkt wie ein Werkzeug, mit dem wir direkten Zugang zu diesem unbewussten Teil unseres Geistes erhalten.
Die wissenschaftliche Basis der Autosuggestion
Autosuggestion funktioniert durch die ständige Wiederholung von Gedanken, die schließlich vom Unterbewusstsein aufgenommen werden. Dieser Prozess ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie Gewohnheiten gebildet werden. Je häufiger ein Gedanke wiederholt wird, desto stärker wird er. Dies geschieht durch die Aktivierung neuronaler Netzwerke im Gehirn, die sich bei wiederholter Nutzung verstärken. Der Neuropsychologe Donald Hebb formulierte dies in den 1940er Jahren mit den Worten: „Zellen, die zusammen feuern, verdrahten sich zusammen.“
Praktisch bedeutet das: Wenn wir eine positive Affirmation wie „Ich bin erfolgreich und fähig“ immer wieder wiederholen, wird diese Aussage im Unterbewusstsein verankert. Nach einer gewissen Zeit beginnt das Unbewusste, unser Verhalten und unsere Entscheidungen in eine Richtung zu lenken, die diese Überzeugung unterstützt.
Affirmationen wurzeln besonders gut, wenn sie uns am Bewusstsein vorbei erreichen. Das schützt vor der Bewertung durch das Bewusste, die mit ziemlicher Wahrscheinlikchkeit negativ ausfällt und den gesamten Prozess blockiert. Video- und Audiodateien, die Affirmationen als subliminale Botschaftzen enthalten, sind deshalb eine gute Möglichkeit, Affirtmationen als neue Glaubenssätze in unser Unbewusstes zu pflanzen.
Praktische Anwendungen der Autosuggestion
Autosuggestion ist kein esoterisches Konzept, sondern ein praktisches Werkzeug, das in vielen Bereichen des Lebens eingesetzt werden kann. Und weil sie sowieso ständig aktiv ist und die Dinge regelt, tut man gut daran, dem Unbewussten die richtigen Instruktionen zukommen zu lassen. Hier kann Autosuggestion helfen:
1. Persönliche Entwicklung
Viele Menschen nutzen Autosuggestion, um Selbstzweifel zu überwinden und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Durch Affirmationen wie „Ich bin stark, mutig und erfolgreich“ können sie negative Selbstgespräche durch positive Überzeugungen ersetzen.
2. Gesundheit
Coué selbst setzte Autosuggestion zur Förderung der Gesundheit ein. Er glaubte, dass positive Gedanken Heilungsprozesse im Körper unterstützen können. Heute wird diese Idee in der Psychosomatik und in der Stressbewältigung genutzt. Meditation und Visualisierungstechniken kombinieren oft Elemente der Autosuggestion, um Wohlbefinden zu fördern.
3. Leistung und Produktivität
Im Sport, in der Kunst oder im Berufsleben wird Autosuggestion eingesetzt, um die Motivation zu steigern und mentale Blockaden zu überwinden. Spitzensportler visualisieren oft ihren Erfolg und wiederholen positive Gedanken, um ihren Fokus und ihre Leistungsfähigkeit zu stärken.
4. Beziehungen
Positive Selbstgespräche können auch unsere Beziehungen verbessern, da sie unser Verhalten gegenüber anderen beeinflussen. Wer sich beispielsweise sagt: „Ich bin ein geduldiger und verständnisvoller Mensch“, wird eher in der Lage sein, Konflikte konstruktiv zu lösen.
Die richtige Anwendung der Autosuggestion
Damit Autosuggestion effektiv ist, sollten einige wichtige Prinzipien beachtet werden:
- Positivität: Vermeide negative Formulierungen wie „Ich werde nicht scheitern.“ Stattdessen sollten Affirmationen positiv und zielgerichtet sein, z. B. „Ich bin erfolgreich.“
- Gegenwart: Formuliere Aussagen in der Gegenwartsform, als ob das gewünschte Ergebnis bereits Realität wäre. Beispiel: „Ich bin gesund und glücklich“ statt „Ich werde eines Tages gesund sein.“
- Emotionale Verbindung: Verknüpfe die Affirmation mit starken positiven Emotionen. Je intensiver die Gefühle sind, desto stärker wird die Botschaft im Unterbewusstsein verankert.
- Wiederholung: Wiederhole die Affirmationen regelmäßig, idealerweise täglich. Dies kann laut, schriftlich oder in Gedanken geschehen.
- Visualisierung: Kombiniere Affirmationen mit einer klaren mentalen Vorstellung des gewünschten Zustands. Dies verstärkt die Wirkung.
Subliminals sprechen das Unbewusste direkt an
Im Idealfall gelangen die Inhalte der Affirmationen ohne Umweg über das Bewusste in unseren Kopf. Der Verstand hat ja wieder nichts Besseres zu tun, als alles zu bewerten und kleinzureden und uns die Aussicht auf Erfolg verderben. Deshalb meinte Coué, Autosuggestion sei am wirksamsten, wenn sie unter Umgehung des Bewussten aufgenommen würden. Das ist natürlich nicht einfach. Er empfahl, Affirmationen rasch und leise, ohne sich selbst zuzuhören, herunterzuspulen.
Eltern gab Coué den Rat, ihren Kindern, wenn sie schliefen, leise einzuflüstern, was ihnen in ihrem Leben alles an Gutem widerfahren würde. Ein herzerwärmendes Konzept.
Heute geht das eleganter. Wer keinen nächtlichen Flüsterer zur Seite hat, kann positive Affirmationen als sogenannte Subliminals in einer Video- oder Audiodatei aufnehmen. Die Botschaften verschwinden hinter „Störgeräuschen“ und werden vom Bewusstsein nicht wahrgenommen.
Tipp: Das alles umfassende Komplettpaket von Energetic Eternity, käuflich zu erwerben. Das ist die aktuelle, moderne, im 21ten Jahrhundert angekommene Version von Coués berühmter Allroundformel:
„Es geht mir jeden Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser.“
Herausforderungen und Missverständnisse
Obwohl Autosuggestion ein mächtiges Werkzeug ist, gibt es einige Herausforderungen und Missverständnisse:
- Ungeduld: Viele Menschen erwarten sofortige Ergebnisse, doch Autosuggestion erfordert Geduld und Beständigkeit.
- Innerer Widerstand: Negative Überzeugungen, die über Jahre aufgebaut wurden, lassen sich nicht immer leicht durch neue Affirmationen ersetzen. Hier ist es wichtig, kleine Schritte zu gehen und sich auf den Prozess einzulassen.
- Unrealistische Erwartungen: Autosuggestion ist keine „Magie“, sondern ein Werkzeug, das gezielt und bewusst eingesetzt werden muss. Es ersetzt keine fachliche Hilfe, wenn tiefergehende psychologische Probleme bestehen.
So sieht’s aus:
Autosuggestion ist ein faszinierendes und praktisches Konzept, das die Verbindung zwischen Geist und Körper, Gedanken und Realität verdeutlicht. Indem wir unser Unterbewusstsein gezielt mit positiven Gedanken und Überzeugungen füttern, können wir unser Leben in vielerlei Hinsicht verbessern – von der Gesundheit über die persönliche Entwicklung bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen.
Wie Émile Coué einst sagte: „Unsere Gedanken sind die Baumeister unserer Realität.“ Autosuggestion ist der Schlüssel, um diese Gedanken bewusst zu formen und unser volles Potenzial auszuschöpfen.
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